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Fußball, Farm & Venus
Der erste Arbeitstag der Woche ist rum. Hoffentlich wird's eine schöne Woche. Ein paar persönliche Highlights hab ich ja... Da wäre natürlich zum einen die Air Show am Donnerstag, zu der wir ganz formell gekleidet gehen. Gut, dass ich vom Jahrestanz noch meine schwarze Hose und die schwarzen Schuhe habe. Jeans geht da nämlich nicht. Mit meinen Großen fang ich morgen in Kunst mit dem Thema "Fotografieren" an. Hab da bis eben noch dran gewerkelt, um ein Arbeitsblatt mit Tipps und Tricks zu erstellen. Bis auf das Thema "Licht und Schatten" ist alles fertig geworden. Okay, ein paar Fotos muss ich morgen auch noch ausdrucken und wahrscheinlich rotier ich trotz der Vorbereitung dann noch ein bisschen bis zur Stunde, aber naja, immerhin einen guten Anfang hab ich heute gemacht. 

Vorhin saß ich im Computerraum am Arbeiten an unserem Scanner hier, der irgendwann dieses Jahr mit Hilfe für Namibia gekommen war. Der tut ganz gute Dienste und ist genau das, was mir bisher hier gefehlt hat. Plötzlich kam jedenfalls Helette herein und meinte, ob wir schon draußen den Mond und die Venus gesehen hätten. So dicht wie jetzt wären sie nur alle hundert Jahre beieinander. Als dann auch die Kinder raus kamen, war Friedhelms Kommentar nach zehn Sekunden nur: "So, jetzt hab ich's erlebt. Kann ich meine Eltern anrufen?" ;) Als ich zum Abendessen aus dem Computerraum heraus kam, hat mich auch Cicel total erschreckt, als er da unter dem Baum stand und mich ansprach. Weil's so dunkel war, er dunkles T-Shirt und dunkle Hose anhatte und halt selbst auch dunkle Haut hat, hab ich ihn echt nicht gesehen. Dabei hat er mich nur darauf hingewiesen, dass ich besser meine Wäsche abhängen solle, damit die heute Nacht nicht geklaut wird. 

Mit unserem Haus- und Hofhund Tara ist das auch so eine Sache. Ich glaube fast, ihre Tage hier sind eher gezählt als meine. Jedenfalls ist sie gut dabei, sich das hier zu verderben. Zugegeben, es ist hier auch für einen Hund, glaub ich, nicht gerade leicht. Dauernd kommen Leute rein und raus und sie weiß gar nicht, wer nun böse ist und wer nicht. Und manchmal bellt sie dann gar nicht, wo sie doch bellen soll und umgekehrt. Wahrscheinlich wird es auf lange Sicht besser sein, wenn sie ein anderes, konstanteres Zuhause findet als das Schülerheim. 

Das Wochenende begann am Freitag nach meinem Werkunterricht, in dem wir mit dem Bau von Minigolfbahnen für den Jahrmarkt am 6. Juli angefangen haben. Mit Stephan Lukaschik ging's hinaus nach Seidarap, wo ich seine Homepage hochgeladen hab. Wer einen Blick auf das Gästehaus Seidarap von Stephan und Silvie werfen möchte, darf hier dieses Werk begutachten: www.seidarap.com. Und falls jemand von euch in Grootfontein mal ein Zimmer sucht, kann er sich dort guten Gewissens einbuchen. ;) Stephan ist gerade dabei, noch zwei neue Zimmer zu errichten bzw. errichten zu lassen von einem Bauunternehmer aus Tsumeb, von dem ich mir gleich anhören durfte, dass er doch niemals in seinem Leben in Deutschland war, dort allerdings auch nie hinwolle, denn die deutschen Kinder hätten ja gar keine Disziplin mehr und die Deutschen wären mal so ein stolzes Volk gewesen und nicht solche Bücklinge wie heutzutage. Ohne mich auf große Diskussionen einzulassen - das bringt bei den Alten hier ja eh nix mehr -, hab ich ihm nur erwidert, dass man das als Deutscher doch etwas anders sieht. 

Das restliche Wochenende hab ich dann bei und mit den Blumes verbracht. Mit Friedel, Manuela, Andi, Marco und Daniel war ich zuerst in Otjiwarongo, denn dort fand ein großes Fußballturnier statt, bei dem sich in den Alterklassen U11 und U9 jeweils eine Gemeinschaftsmannschaft der Deutschen Privatschulen Grootfontein und Otavi unter dem Namen "Norden" wacker gegen Mannschaften der DHPS sowie den Otjiwarongo FC und den Swakopmunder FC behauptete. Leider gelang es der U11 kein einziges Tor zu erzielen. Dafür hatte sich die U9 aber mit jedem Spiel gesteigert und am Ende verhinderte nur eine schlechtere Tordifferenz den Einzug ins Halbfinale. Voll bepackt mit Sachen für die Donatus und die Deutsche Privatschule in Otjiwarongo hab ich dann noch kurz die Praktikantinnen aus Otji und Outjo getroffen - und musste mich auch prompt von Steffi aus Outjo verabschieden, die am 6. Juli schon den Heimflug antritt. 

Kaum war das letzte Spiel vorbei, packten die Blumes auch ihre sieben Sachen und mich ein, um hinaus auf ihre Farm zu fahren. Dort habe ich dann bis zum Montag Morgen die Zeit verbracht beim Fußball und Rugby spielen mit den Kindern (Rugby versteh ich aber nach wie vor nicht so ganz), beim Aufessen von Friedels lekker gebraaitem Schaf, bei einigen Gläsern Gin Bitter Lemon, bei einem köstlichen Sonntags-Frühstück, bei einer Rinder-Check-Fahrt über die benachbarten Farmen, bei einer kleinen Rundfahrt auf Friedels eigener Farm mit einer sehr schönen Quelle, bei Kaffee und Kuchen, bei einem schönen Fernsehabend, was ja doch eine Seltenheit in meinem Leben hier ist, bei zwei kleinen Hundewelpen, zwei anderen Hunden, fünf Katzen und noch manch anderem Tier. Ich würde echt gerne noch einmal zu den Blumes kommen, aber ich denke, dafür reicht die Zeit leider nicht mehr. Je nachdem, wann Christoph mal seinen Hintern nach Namibia bewegt, könnte meine Grootfontein-Zeit schon in einem Monat beendet sein. Das wird mir jetzt gerade bewusst, während ich das hier niederschreibe und bevor ich mir noch weiter Gedanken über meinen Abschied mache, flüchte ich mich doch lieber in mein Buch ins "Café Berlin" von Harold Nebenzal. Ein sehr empfehlenswertes Buch, wenn man ein bisschen Interesse für das Deutschland der 20er, 30er und 40er Jahre mitbringt!

   
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