Ein Budapester in Namibia Ein Budapester in Namibia Ein Budapester in Namibia
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Zu Gast auf einer Gästefarm
Die Gästefarm Dornhügel 40km nordöstlich von Grootfontein war oder ist das Ziel unseres heutigen Wochenendes, das auch immer noch nicht vorüber ist. Die heutige Nacht verbringen wir noch einmal hier in einem Zimmer, das normalerweise 850N$ kostet und lassen uns morgen früh vor Schulbeginn von Max wieder nach Grootfontein bringen. 
Eines steht jedenfalls jetzt schon fest: Wir werden auf jeden Fall unheimlich gerne wiederkommen! Max und Irmgard haben sich bestens um uns gekümmert, uns verköstigt, uns ihre Farm gezeigt, uns mit ihrer großen Bücher-, Musik-, Video- und DVD-Sammlung beglückt (z.B. der Dokufilm über Nelson Mandela)... Es war echt richtig schön und richtig erholsam.
Nach so einer Schulwoche ist das wirklich immer unheimlich schön. Ich habe es immerhin hier geschafft, meine ganzen Zeugnisnoten fertig zu machen, habe den Evaluationsbogen entworfen, den die Kinder nächste Woche in der letzten Stunde vor den Ferien ausfüllen sollen und habe es nach langer, langer Zeit doch mal wieder geschafft, innerhalb nicht mal einer ganzen Woche ein Buch zu lesen! Als Kind hab ich ja viel gelesen, aber irgendwann, puff, war das vorbei gewesen... Aber das Buch war auch richtig gut! Es heißt "Kind Nr. 95" und ist ein autobiographisches Buch eines DDR-Kindes. Das war ein Kind, das zu Zeiten des Krieges in Angola von der SWAPO, der heutigen Regierungspartei Namibias, in die DDR geschickt worden ist, um dort zur neuen Elite ausgebildet zu werden und 1990 schließlich nach Namibia zurückkehren musste. Ein tolle zu lesende Geschichte, die berührt, vor allem, wenn man gerade hier in Namibia ist und so vieles nachvollziehen kann, was Lucia schreibt. You see, it must be quite an impressive book! ;)
Ansonsten war die Gesellschaft von Max, Irmgard, Max' Cousin Dieter und den beiden Hunden Benz (womöglich an Krebs erkrankt, das wissen wir noch nicht so genau) und Tascha wirklich erste Sahne. Vielleicht auch mal, weil sie kein Südwesterdeutsch reden, vielleicht auch mal, weil sie im Vergleich zu vielen Farmern hier in der Gegend sehr liberale Menschen sind, vielleicht, weil man einfach das Gefühl hat, dass sie viel näher an der deutschen Kultur von heute sind, obwohl beides Namibier seit Kindesbeinen sind! 
Und das kleine Highlight für Frieder und mich war natürlich unsere eigene kleine Tour über die Farmen Dornhügel und Rothhof im alten, aber tüchtigen hellblauen Land Rover, der auch schon gut von uns gemorscht wurde, wie man hier sagen würde. Entlang der Farmpad ging's durch das Gelände, aber auch entlang von Wegen, die offenbar schon länger nicht mehr von einem Fahrzeug befahren worden waren. Und es ist so krass, was dieses Auto so alles schafft! Etwas kritisch war der Weg zum "Wasser"-Posten. Einmal wegen der vielen Klippen, zum zweiten wegen des kleinen Riviers, in das es auf einer Seite schon ziemlich runter bzw. hoch ging und dann noch zum dritten drei Erdschweinelöcher, die auf einmal direkt hinter einer Palme aus dem nichts auftauchten, nicht einzusehen waren und rumms, unseren Landy einfingen. Und doch hat er es jedes Mal geschafft! Ich bin ich echt total begeistert von diesem Auto! Der kritischste Moment kam allerdings erst danach auf einer Farmpad, die wir am Tag zuvor beim Besuch der Behrs schon entlang gefahren waren. Kurz hinter Rothhof auf dem Weg nach Dornhügel war die Pad noch ziemlich matschig. Der schwarze Lehmboden war uns mal wieder nicht so gut gesinnt. In Etosha hatte der uns auch schon zu schaffen gemacht. Frieder wollte rechts entlang, eine Spur tief, die andere nicht und schwupps, steckten wir auch schon fest. Schöne Scheiße. Mit eine Runde zurück, dann wieder nach vorne ging's zwar vorwärts, aber immer nur ein Stückchen und irgendwann gar nicht mehr. Unsere letzte Rettung: die Differentialsperre. An beiden Vorderrädern gedreht und rückwärts raus und wow, das klappte doch tatsächlich! Dieses Auto ist echt der Hammer! Und ich bin nach wie vor schwer beeindruckt!
Heute haben wir mal mitbekommen, wie das hier so läuft, wenn zahlende Gäste da sind. Gitte und Inge aus Deutschland, zwei Frauen über sechzig, die mit einem 4x4 über den Caprivi nach Botswana und wieder zurück wollen. Und gestern waren eben die Behrs hier. Jürgen, Anna, die mit drei Monaten adoptierten Zwillinge Hanno, Matthias und deren Buschschulenkind Christian, der eigentlich ganz sympathisch war (ein Ösi) und Willy, ein älterer Mann aus Deutschland, der seinen Alterssitz nach Namibia nun vollends gerade verlagert hatte. Neben Kaffee und Kuchen gab's eine Farmrundfahrt samt Luftbüchsenschießen für die Kinder (und das erste Mal, dass ich auch aus unmittelbarer Nähe einen Schuss mitbekommen habe), eine Einführung ins Bogen- und Armbrustschießen (einen Schuss mit einer Armbrust hatte auch ich, der aber leider schon vor der Zielscheibe auf den Boden aufkam), ein lekker Braai... Ich würde sagen: Was willst du mehr? Dornhügel, das war toll!

Was gibt's neues aus Heim und Schule zu berichten... Beate ist seit Donnerstag wieder da und leider nicht so gut gelaunt, wie ich sie zwischendurch mal erlebt hatte, als sie auch mal übers Wochenende im Heim zu Besuch war. Zu viele Sorgenfalten schlugen ihr wohl aufs Gemüt. Eine perfekte Woche kann man es jedenfalls nicht nennen. Es wurde zum einen zu viel geweint, sowohl von Kinder- und als auch Erwachsenenseite, der Zeugnisstress liegt in der Lehrerluft, das Wetter war ziemlich kalt, grau, regnerisch, nachts auch nebelig, also eher untypisch für diese Zeit des Jahres und so weiter. Die Geburtstagspost vom Christoph ist dafür nach vier Wochen endlich mal angekommen! Danke schön! Hab mich riesig gefreut und bin schon fleißig (und halb verzweifelt) am puzzeln! Noch kleiner durften die Puzzleteile wohl nicht mehr werden, oder? ;) 

   
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